Die Benjeshecke – ökologisches Mini-Paradies
Für alle leidenschaftlichen Gartenfreunde, die jetzt ein besonderes Projekt für ihre naturnahe Gartengestaltung suchen, haben wir einen wunderbaren Vorschlag: eine Benjeshecke, auch Totholzhecke genannt. Wo diese naturfreundliche Idee ihren Ursprung hat, warum sie so sinnvoll ist und wie sie harmonisch als natürlicher Blickfang in den Garten integriert werden kann, erzählen wir in diesem Beitrag.
Neben unserer Haustür wächst seit Jahren eine herrlich wuchernde Katzenminze. Ich liebe die blau-lila Blüten, das feine Minzaroma, wenn man die Blätter reibt, und das Summen und Brummen der Hummeln, die sich den ganzen Sommer am Nektar gütlich tun. Im Winter fängt sich in der kurzgeschnittenen Staude das Laub der nachbarlichen Buchenhecke. Letztes Frühjahr wollte mein Mann das Laub entfernen, griff eine Handvoll brauner Blätter und – entblößte einen Igelpopo! Schnell deckte er den stacheligen Untermieter wieder zu und ließ ihn weiter geschützt schlafen. Was hat diese Geschichte mit dem Thema Benjeshecke zu tun? Eine solche Totholzhecke bietet – wie unsere Katzenminze – Schutz und Nahrung für viele Vögel, Insekten und Kleintiere in größerem Stil und ist ein individuelles, naturnahes Gartengestaltungselement.
Ab durch die (Benjes-)Hecke!
Nicht nur in ökologisch orientierten Gärten finden Benjeshecken immer mehr Liebhaber. Diese Heckenform belebt auch klassisch angelegte Gärten. Was ist eine Benjeshecke? Abgeschnittene Äste und Zweige von Bäumen und Sträuchern werden zu Totholzhaufen aufgeschichtet, die nützlichen Kleintieren als Unterschlupf dienen. Eine Benjeshecke anlegen ist einfach. Zwischen zwei Reihen von fest in den Boden getriebenen Pflöcken oder starken Ästen werden weitere Äste, Grünschnitt von Büschen und Bäumen, aber auch Gras und Laub aufgeschichtet. Großes, schweres Material kommt nach unten, nach oben hin sollte es immer leichter werden. Durch das allmähliche Verrotten des Füllmaterials bildet sich ein nährstoffreicher Boden, in dem vielfältige Pflanzen gedeihen und die Gartenflora und -fauna bereichern.
Woher stammt der Name Benjeshecke?
Auf der Suche nach einer nachhaltigen, ökologischen Verwendung von Grün- und Gehölzschnitt kam der niedersächsische Landschaftsgärtner Hermann Benjes in den 1980er-Jahren auf die Idee, gestaltete Totholzhecken anzulegen. So kann Grünabfall im eigenen Garten verbleiben und zur naturnahen Gartengestaltung beitragen.
Hermann Benjes ist zwar Namensgeber, aber nicht Erfinder dieser ökologischen Hecken. Schon seit Jahrhunderten lagern Bauern ihr Schnittgut zum Beispiel als Grenzmarkierung zwischen Weide- und Ackerland ab. Das aufgeschichtete Gehölz sackt mit der Zeit zusammen und entwickelt sich durch Aussamen und Vögel, die Samen aus heimischen Sträuchern hinterlassen, nach und nach zu einem organischen Gebilde.
Der norddeutsche Knick
Ich bin in Schleswig-Holstein aufgewachsen. Als ich zum ersten Mal die Beschreibung einer Benjeshecke las, kamen mir sofort die Knicks meiner Heimat in den Sinn. Auf der Seite des BUND Schleswig-Holstein heißt es dazu: „In der Mehrzahl wurden sie vor ca. 200 Jahren im Zuge der Aufteilung der bis dahin gemeinschaftlichen Feldflur in bauerneigene Flurstücke (sog. Koppeln) als Abgrenzung und zum Schutz der Äcker vor dem Weidevieh von der Landbevölkerung auf Anordnung der Obrigkeit angelegt. Der Name Knick kommt von dem damals üblichen Knicken und Verflechten der gepflanzten Gehölze zu einem dichten, für das Weidevieh undurchdringlichen Zaunersatz.“
Zusätzlich bieten diese künstlich angelegten Begrenzungen gerade in offenem Gelände Schutz vor Winderosion und erhöhen in ihrem Umfeld die Luftfeuchte. Mit wachsender Bedeutung der ökologischen Landwirtschaft und im Zuge des Klimawandels werden Knicks auch wieder in der Landwirtschaft interessant und in der Variante Benjeshecke auch in Parks, auf Spielplätzen und in privaten Gärten.
Was sind die Vorteile einer Benjeshecke?
- Grünabfall aus dem Garten muss nicht aufwendig entsorgt, sondern kann wiederverwertet werden.
- Ökologisch wertvoll, denn mit zunehmender Begrünung bietet sie Lebensraum und Nahrung für immer mehr Arten.
- Eine preiswerte und attraktive Alternative zu Zäunen oder traditionellen Hecken.
- Pflegeleicht, denn es muss nur gelegentlich neues Material nachgeschichtet und in späteren Jahren ab und zu geschnitten werden.
- Naturnahes Gestaltungselement für Bauerngärten, zur Strukturierung größerer Gärten, Abgrenzung zwischen Zier- und Nutzgarten.
Hier zieht Leben ein
Im Gegensatz zu Formschnitthecken, die faktisch Monokulturen sind, ist die Benjeshecke ein ökologisches Paradies für den Garten auf Erden. Auch wer einen klassisch angelegten Garten bevorzugt, kann mit einem Totholzhaufen in einer ungenutzten Ecke oder einer geschickt in die Gartengestaltung eingebetteten Totholzhecke etwas für die Artenvielfalt und den Umweltschutz tun.
Das große Krabbeln
Kleintiere wie Igel, Blindschleichen, Eidechsen und Kröten finden hier einen sicheren Unterschlupf und nutzen das Geäst am Boden oder Hohlräume in stärkeren Ästen, um geschützt zu überwintern. Auch Insekten wie Schmetterlinge, Florfliegen, Marienkäfer oder Spinnen finden hier Baumaterial für ihre Nester und einen nahrungsreichen Lebensraum. Zusammen mit Samen und verrottetem Material sind diese Insekten und Vielbeiner außerdem Futterquelle für viele Tiere im Winter.
Der NABU empfiehlt: „Je dicker das Totholz, umso besser ist es als Lebensraum geeignet und umso mehr Nahrung ist zu finden. Vor allem Totholz, das von der Sonne beschienen wird, und stehendes Totholz sind artenreich. Hier tummeln sich im Sommer zahlreiche Insekten wie die Blaue Holzbiene, aber auch Eidechsen und andere wärmeliebende Arten.“
Inspiration für die naturnahe Gartengestaltung
Je nach Größe und Beschaffenheit des Gartens sind die Möglichkeiten, eine Benjeshecke einzusetzen, vielfältig.
- In englischen oder Bauerngärten eignen sie sich hervorragend als Begrenzung zwischen Nutz- und Ziergarten, Rasen und Beeten.
- Auch als lebendiger Sichtschutz zum Nachbarn oder als Einfassung für einen gemütlichen Freisitz ist eine Totholzhecke ideal.
- Für große Grundstücke eignen sie sich geschickt platziert als Gestaltungs- und Strukturierungselement.
- Themenecken mit Benjeshecke, Steinhaufen und kleinem Teich erfreuen das Auge und sind ein ökologisches Mini-Paradies.
Welche Materialien eignen sich für eine Benjeshecke?
Das Schöne an einer Totholzhecke ist, dass sie ganz organisch und im Sinne eines natürlichen Kreislaufs mit Material aus dem eigenen Garten angelegt werden kann. Zum Füllen sind der Rückschnitt von Bäumen und Sträuchern, die Stängel verblühter Stauden, Grün- und Rasenschnitt, teilweise auch Laub und Erde ideal. Nur auf Schnittgut von Nadelhölzern sollte man lieber verzichten, da sie schnell für ein saures Milieu sorgen, das nicht allen Begleitpflanzen bekommt. Wie eine Benjeshecke langsam entsteht, sieht man sehr schön hier.
Ideal für den pflegeleichten Garten
Eine Benjeshecke ist ein Projekt für Geduldige. Denn bis sich das Gebilde vollständig begrünt, dauert es einige Jahre. Dafür ist sie absolut pflegeleicht und bietet jedes Jahr neue, spannende Einblicke in die Natur.
An Pflege fällt nur gelegentliches Auffüllen mit neuem Grünschnitt an, wenn das vorhandene Material schon verrottet ist und zusammensackt. Ab und zu werden stark wuchernde Pflanzen zurückgeschnitten und gelegentlich eine Schicht aus Erde oder Laub eingebracht, um der Hecke mehr Stabilität zu verleihen.
Ganz wichtig: Das Anlegen der Benjeshecke erfolgt am besten in den Wintermonaten. So kann man sich schon im Frühling über erstes Grün und frühe Heckenbewohner freuen. Außerdem ist der Heckenschnitt zwischen 1. März und 15. September nicht mehr gestattet, um brütende Vögel zu schützen.
Totholz farbenfroh begrünt!
Zugegeben, direkt nach dem Anlegen ist eine Benjeshecke noch kein optischer Genuss. Sobald sich aber die ersten Wildpflanzen etablieren, wird sie mit jedem Jahr schöner und wertvoller. Um die Begrünung zu beschleunigen, kann man anfangs nachhelfen.
Einheimische – Büsche und Sträucher
Für eine schnelle und ökologisch wertvolle Begrünung eignen sich heimische Pflanzen: Sie sind unempfindlich, da sie an unser Klima angepasst sind, und bieten Vögeln und Insekten mehr Nahrung als Ziersträucher. Gehölze wie Eberesche (Sorbus aucuparia), Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Hagebutten tragende Wildrosen (Rosa spec.), Zweigriffeliger Weißdorn (Crataegus laevigata), Berberitze (Berberis vulgaris) und Holzapfel (Malus silvestris) sind ideal. Eine große Auswahl heimischer Gehölze und noch mehr Tipps zur Heckengestaltung bietet zum Beispiel Garten von Ehren.
Jedes Jahr ein neues Kleid
Die Konstruktion einer Benjeshecke bietet die perfekte Kulisse für farbenfrohe Einjährige und Stauden. Kletterpflanzen wie Wicken, Prunkwinde, Schwarzäugige Susanne, Kapuzinerkresse oder Stauden wie Fingerhut, Rittersporn & Co. sorgen den ganzen Sommer über für Farbe und bieten ein üppiges Bienenbuffet.
Bunt und wild
Eine ausgesprochen charmante Idee ist ein Wildblumengürtel. Spezielle Saatmischungen machen das Anlegen zum Kinderspiel, die Blumen sind meist mehrjährig und säen sich weiter aus. Neben dem hübschen Farbenspiel profitieren unzählige Insektenarten von den Pflanzen. Da viele Saatmischungen mit Pestiziden behandelt sind, sollte man eher zu Bio-Mischungen greifen, damit sie auch wirklich für unsere heimischen Krabbler genießbar sind.
Können Sie sich eine Benjeshecke in Ihrem Garten vorstellen oder haben Sie schon eine? Teilen Sie gern Ihre Erfahrungen oder Fotos mit uns.