17 Aug 2022

Der klimafreundliche Garten – so geht‘s

Lange Trockenperioden im Frühjahr und Sommer, dafür feuchte, milde Winter – das bedeutet zunehmend Stress für Pflanzen und Bäume. Die meisten Gartenliebhaber werden diese Veränderungen im eigenen Garten beobachtet haben, mussten vielleicht schon von der einen oder anderen geliebten Gartenbewohnerin traurig Abschied nehmen. Wie lässt sich Wasser im Garten sparen? Welche Pflanzen haben Zukunft? Und was sind eigentlich Klimabäume? So wird der Garten klimafit …

Geiz zahlt sich aus – Wasser sparen im Garten

Zwei Regentonnen in unterschiedlichen Größen und mit einem Überlauf sammeln das Wasser aus der Regenrinne

Regenwasser – wertvolles Nass für den Klimagarten.

Unsere Gartenpflanzen brauchen neben Sonnenlicht, Kohlendioxid und diversen Nährstoffen ausreichend Wasser, um zu gedeihen. Das kühle Nass ist in den letzten Jahrzehnten immer kostbarer geworden; durch sehr trockene Sommer fallen regelmäßig die Pegelstände von Seen und Flüssen. Statt wertvolles Trinkwasser aus dem Hahn zur Bewässerung von Rasen, Stauden, Gemüse & Co. zu verwenden, ist umweltfreundliches Wassermanagement schon mit geringem Aufwand auch im eigenen klimafreundlichen Garten möglich.

Regenwasser – Ideen für leidenschaftliche Sammler

Die klassische Regentonne ist der einfachste Weg, ohne Mühe Wasser zu sammeln. Die Tonne muss lediglich neben dem Regenrohr aufgestellt und eventuell über einen Schlauch verbunden werden. Den Rest erledigt die Natur. Um bequem die Gießkanne zu füllen, lässt sich ganz einfach ein Hahn befestigen. Mit einer speziellen Gartenpumpe und einem Sprinkler können Gartenfreunde sogar ihre Rasenflächen wässern. Ob Holzfass, modernes Design, griechische Amphore oder sogar Hinkelstein – für jeden Gartenstil und jeden Geschmack ist etwas dabei. Wichtig bei der Auswahl ist ein frostsicheres Material und beim Volumen nicht zu klein zu planen.

Wer eine Regentonne in seinem Gartendesign als störend empfindet, entscheidet sich vielleicht lieber für eine unterirdische Zisterne. Auch hier gibt es mittlerweile eine Vielzahl an Größen und Systemen. Welche für den eigenen Garten sinnvoll sind, erfragt man am besten im Fachhandel.

Noch ein persönlicher Tipp der Autorin: Mit einer Plastikschüssel in der Küchenspüle kann man viele Liter Wasser, z. B. vom Gemüsewaschen, auffangen und direkt auf die Beete gießen. Dabei kommen erstaunliche Mengen zusammen, die sonst ungenutzt im Ausguss verschwinden!

Weniger Wasser, schönerer Garten

Vielleicht sollten wir in der heutigen Zeit das Sprichwort „Wer den Pfennig nicht ehrt …“ ändern in „Wer den Tropfen nicht ehrt, ist des Wassers nicht wert.“. Im Ernst, jeder Tropfen, den wir nicht extra gießen müssen, ist gut für die Umwelt.

Kohlrabipflanze im Nutzgarten mit Mulchschicht aus Blättern und Zweigen

Mulch hält wichtige Feuchtigkeit im Boden.

Mulchen

Mulchen ist das Bedecken des Bodens mit Pflanzenteilen wie zum Beispiel Kompost, Rindenmulch, Gartenhäckseln, Grasschnitt oder Heu und ein echter Geheimtipp im klimafreundlichen Garten. Die Vorteile des Mulchens sind:

  • Der Boden wird vor Austrocknung geschützt.
  • Man muss weniger gießen.
  • Mulchen hält Unkraut im Zaum.
  • Mulchmaterialien können den Gartenboden verbessern.
  • Die feuchte Mulchschicht bietet Regenwürmern und Mikroorganismen Lebensraum.
  • Über Jahre kann sich so eine wertvolle Humusschicht aufbauen.

Neben den schon oben erwähnten Mulchmaterialien gibt es auch spezielle Mulchfolien im Fachhandel, die insbesondere in Nutzgärten den Boden schützen und für ein gleichbleibendes Klima sorgen. Eine hilfreiche Anleitung zum richtigen Mulchen findet sich bei www.garten-fraeulein.de. Auch Rasenflächen können beim sogenannten Mulchmähen mit dem klein gehäckselten Rasenschnitt bedeckt werden, was zu schneller Verdunstung entgegenwirkt. Übrigens: Ein sehr kurz geschnittener grüner Rasen braucht viel Wasser, darum im Sommer lieber die Schnitthöhe erhöhen.

Nützliche Gartentopografie – Senken und Kraterbeete

Die Idee der Senke ist ganz einfach: Insbesondere Bäume und Sträucher werden in eine Kuhle gepflanzt bzw. es wird ein Erdring um den Stamm aufgeworfen, um so das Gießwasser zu sammeln und es langsam im Boden um die Wurzeln versickern zu lassen. Gerade bei sehr trockenem Boden fließt sonst mehr Wasser ab, als dass es die Wurzeln erreicht.

Kraterbeet mit verschiedenen Abschnitten und Höhen zur nachhaltigen und ökologischen Verwendung in Nutz- und Ziergarten

Das Kraterbeet – noch viel zu selten in deutschen Gärten. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von garten-fraeulein.de.

Kraterbeete sind noch ein echter Geheimtipp bei uns. In Gegenden, in denen es regelmäßig zu langen Trockenperioden im Sommer und vielen Regengüssen im Winter kommt, setzt man schon lange auf die kraterförmigen Beete. Ein Kraterbeet ist in mehrere Zonen unterteilt, die den unterschiedlichen Ansprüchen der verschiedenen Pflanzen gerecht werden, denn jede Zone weist einen unterschiedlichen Feuchtegehalt des Bodens und verschieden starke Sonneneinstrahlungen auf. So können Gemüse und Kräuter, aber auch dekorative Pflanzen in Mischkultur angebaut werden. Eine hervorragende Schritt-für-Schritt-Anleitung bietet der NABU auf seiner Website.

Collage aus besonders trockenheitsangepassten Pflanzen: Storchschnabel, Goldnessel, Wollziest und Sonnenröschen

Bodendeckende Pflanzen schützen im Beet vor Verdunstung.

Schutzmantel aus Bodendeckern

Auch Bodendecker zwischen Bäumen, Stauden und Sträuchern halten die Wurzeln ihrer größeren Nachbarn im klimafreundlichen Garten schön schattig und schützen vor Verdunstung. Zusätzlich beugt ihr Wurzelwerk der Bodenerosion vor. Für sonnige Lagen eignen sich unter anderen:

  • Storchschnabel
  • Wollziest
  • Sonnenröschen

Für schattige Lagen eignen sich zum Beispiel:

  • Immergrün
  • Dickmännchen
  • Goldnessel

Naturnahe Gestaltung – Abgucken erlaubt

Wie immer, die Natur hat das beste Rezept. Eine der Natur abgeschaute Gestaltung schafft auch ein gutes Klima. Hohe Gehölze können den Garten – wie Wälder – vor Wind und Verdunstung schützen, wenn sie zum Beispiel an der nördlichen Grundstücksgrenze oder an der dem Wind zugewandten Seite gepflanzt werden. Für trockene Standorte bieten sich Vogelbeeren, Feldahorn, Felsenbirne oder Birken an, als Hecken und Sträucher Sanddorn und Schlehen (sie belohnen uns zusätzlich mit köstlichen Früchten) oder der insektenfreundliche Sommerflieder. Auch heimische Wildrosen und Weiden sind gut geeignet.

Zu sehen ist ein Bewässerungssystem mit kreisendem Strahl im blühenden Gartenbeet

Viel hilft nicht immer viel beim Gießen.

Klimafreundlich gießen

Wer mit Wissen und Methode gießt, spart nicht nur Wasser, sondern gibt seinen Pflanzen auch bessere Überlebenschancen in Trockenperioden. Untersuchungen haben ergeben, dass beim Rasensprengen am Mittag bis zu 90 Prozent der Wassermenge ungenutzt verdunstet. In den frühen Morgen- oder späten Abendstunden ist die Verdunstung am geringsten, mehr Wasser kann zu den Wurzeln der Pflanzen sickern.

Die Königliche Gartenakademie empfiehlt sogar, nur neu gepflanzte Pflanzen täglich zu gießen. Etablierte Pflanzen kann man mit sparsamem Düngen und Gießen „erziehen“, auf der Suche nach Grundwasser tiefer zu wurzeln. So werden sie trockenresistenter und überstehen Dürrezeiten besser. Weiterhin empfehlen die Experten, jede Pflanze nur ein wenig zu gießen, das Wasser einsickern zu lassen und dann wieder ein wenig zu gießen. Dieser Vorgang wird drei- bis fünfmal wiederholt. Als Faustregel für die Gießmenge gilt: Staudenflächen brauchen mindestens eine 10-Liter-Gießkanne pro Quadratmeter, Sträucher zwei. Bäume fünf bis zehn, je nach Größe und Boden.

Wer sich für ein Bewässerungssystem entscheidet, sollte Sicker- oder Tropfschläuche wählen. Sie ermöglichen eine effiziente Dosierung und verhindern, mit einem Regensensor ausgestattet, auch unnötigen Wasserverbrauch. Eine zusätzliche Mulchschicht über den Schläuchen schützt auch hier vor Verdunstung.

Allgemein gilt:

  • Lieber 2-3-mal pro Woche intensiv wässern als täglich
  • Nicht von oben, sondern direkt an den Wurzeln gießen (schützt vor Pilzkrankheiten)

Tschüs Hortensie, willkommen Steppenkerze?

Nicht nur beim Klimaschutz, auch in unseren Gärten wird sich einiges ändern müssen. Gabriella Pape, Gartenarchitektin und Gründerin der Königlichen Gartenakademie in Berlin-Dahlem, rät Gartenbesitzern, nicht nur auf einheimische Arten zu setzen. Mit sogenannten Klimapflanzen, die besonders gut mit Trockenheit, Hitze und extremen Wettererscheinungen wie Stürmen oder Starkregen klarkommen, ist der Garten für die neuen klimatischen Herausforderungen besser vorbereitet.

Klimagipfel – Pflanzen aus aller Welt

Vielleicht werden wir uns eines Tages wirklich von unseren wasserliebenden Gartenlieblingen wie Hortensie oder Apfelbaum verabschieden müssen. Dafür bereichern Arten aus Mittelasien und Präriepflanzen aus Nordamerika unsere Gärten mit Farbenpracht und Blattschmuck.

Geeignete Pflanzen für den Klimawandel: üppiger blauer Lavendel mit Honigbienen

Lavendel gedeiht bestens in trockenem Klima

Im Beet ist Silber das neue Gold. Denn alle Pflanzen mit silberfarbenen Blättern vertragen Hitze und Trockenheit gut und sind zudem in Kombination äußerst attraktiv. Dazu gehören:

  • Katzenpfötchen (Antennaria dioica)
  • Blauraute (Perovskia), auch Silberstrauch genannt
  • Eberraute (Artemisia abrotanum)
  • Wermut (Artemisia absinthium), auch Bitterer Beifuß genannt
  • Echter Lavendel (Lavandula angustifolia)
Pflanzen für den Klimawandel: Goldmarie, Bohnenkraut und Eisenkraut bieten Insekten willkommene Nahrung

Insektenfreundlich und mit langer Blühdauer: Pflanzen für sonnige Standorte.

Da auch unsere Insekten unter dem Klimawandel und Umweltschäden leiden, lohnt es sich, insektenfreundliche Blumen zu wählen. „Blühende Pflanzen im Juni kann jeder, die große Kunst sind die fünf Monate davor und danach“, sagt Gabriella Pape. Ein leckeres Insektenbuffet von bis zu sechs Monaten bieten folgende Arten:

  • Bohnenkraut (Satureja), ein mediterranes Küchenkraut
  • Patagonisches Eisenkraut (Verbena bonariensis); der lichte Wuchs gestattet den Blick auf die Blütenpracht anderer Pflanzen
  • Goldmarie (Bidens), äußerst blühfreudig, schön in Kombination z.B. mit Schleierkraut oder Verbenen
Pflanzen für den Klimagarten: Schmetterling Kleiner Fuchs auf rosa Sonnenhut

Sonnenhut ist eine Augenweide und Insektenliebling.

Präriepflanzen aus Nordamerika bringen auch im Spätsommer, wenn andere Pflanzen verwelken, noch einmal Farbe in den Garten und Nektar auf den Tisch:

  • Prachtkerze (Gaura lindheimeri), blüht von Juli bis zum ersten Frost
  • Sonnenhut (Echinacea), gibt es in Farbvarianten von Gelb bis Rötlichbraun
  • Sonnenbraut (Helenium), perfektes Match mit anderen Prachtstauden und Gräsern

Bei all der internationalen Vielfalt sollten wir auch klimafreundliche Gartenklassiker wie Rosen und Fetthenne nicht aus dem Blick verlieren. Rosen wie Pfingstrosen versorgen sich auch bei Trockenheit mit Ihren tiefreichenden Wurzeln mit Wasser, Sukkulenten wie die Fetthenne speichern Wasser und verdunsten relativ wenig.

Klimaexperten: Das Bild zeigt ein blühendes Beet mit rosa, weißen und gelben Tulpen vor grünem Rasen als Hintergrund

Zwiebelpflanzen wie Tulpen sind ideale Klimablumen.

Zwiebelpflanzen – die neuen Klimastars

Wer hätte jemals gedacht, dass die brave Tulpe ein Klimagewinner sein würde? Sie gehört zur Gruppe der sogenannten Geophyten, also Speicherorgane bildende Pflanzen, die aus Zwiebeln, Knollen und Rhizomen bestehen. Praktischerweise lieben viele Geophyten heiße und trockene Sommer, daher sind sie auch die idealen Pflanzen für einen an den Klimawandel angepassten Garten.

Weitere Informationen zu diesem spannenden Thema und viele wertvolle Vorträge und Online-Kurse gibt es auf der Website des campus botanicus zu entdecken.

Gehölze für den Klimawandel: Das Motiv zeigt die üppige rosafarbene Blütenpracht eines Judasbaums

Der Judasbaum blüht in üppigem Pink.

Klimabäume – die Helden der Zukunft

Wer jetzt alte Bäume ersetzen muss oder seinen Garten ganz neu plant, sollte sich mit dem Thema Klimabäume befassen. So bezeichnen Gartenexperten Bäume, die mit besonderen Herausforderungen wie Hitze, Trockenheit oder auch Abgasen in der Stadt besser zurechtkommen.

Mit attraktivem Laub, schöner, bienenfreundlicher Blüte und Herbstfärbung belohnt zum Beispiel der ausladende Gewöhnliche Judasbaum (Cercis siliquastrum) Gartenbesitzer. Er gehört zu den Johannisbrotgewächsen und braucht wenig Wasser, gedeiht auf Böden mit mäßigem Nährstoffgehalt. Die meisten Arten kommen aus West- und Ostasien. Der aus dem südöstlichen Nordamerika stammende Amberbaum (Liquidambar styraciflua) sieht dem Ahorn ähnlich und begeistert mit fantastischem Herbstlaub! Auch er kommt mit widrigen Bedingungen gut zurecht. Unser Veranstaltungstipp zu diesem Thema ist eine Führung auf dem Gelände der Staudengärtnerei Gaissmayer in Illertissen am 1. Oktober 2022 durch campus botanicus.

Mit ein wenig Hintergrundwissen und Pioniergeist kann jeder Gartenbesitzer sein grünes Paradies klimafit machen. Haben Sie schon Erfahrungen mit diesem Thema gemacht? Dann freuen wir uns über Ihren Kommentar!

4 Gedanken zu „Der klimafreundliche Garten – so geht‘s

  1. Ein sehr aufschlussreicher Artikel mit vielen interessanten Tipps. Besonders die Kraterbeete haben es mir angetan. Ich denke, es lohnt sich, sich da weiter einzulesen. Vielen herzlichen Dank dafür.

    • Liebe Helen,

      das freut uns sehr. Auch für uns waren die Kraterbeete etwas Neues. Zum Glück ist ja viel traditionelles Wissen um den Boden und das Bewusstsein für die natürlichen Zusammenhänge immer noch vorhanden.

      Vielen Dank für die netten Worte und herzliche Grüße
      vom Garpa Team

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