Der Garten im Winter: Vorfreude auf das neue Gartenjahr
Januar. Ein Monat, mit dem ich lange Jahre so gar nichts anzufangen wusste. Nach all dem Advents- und Weihnachtstrubel und den Silvesterfeiern bin ich im Winter früher, als ich noch keinen Garten hatte, regelmäßig in ein Stimmungsloch gefallen: Die Tage sind überwiegend grau, dunkel und kurz, sodass man sich zu Hause lieber einigelt. Und dann sind da auch noch diese Neujahrsvorsätze, an die man sich eher mittelmäßig hält oder die man nach einer Woche gleich wieder aufgibt. Alles, was mich nicht gerade zu einem euphorischen “Yaay, hallo Januar” verführte. Und dann kam mein Garten.
Seitdem ist alles anders. Heute bin ich regelrecht froh, diese Zeit ohne jegliche Ablenkung zur Verfügung zu haben und sie für eine Jahreszeit nutzen zu können, in der lange Tage pures Gartenvergnügen bedeuten. Eine Zeit, in der wir beobachten und uns daran erfreuen können, wie ein Traum über Wochen und Monate verwirklicht wurde und von Jahr zu Jahr schöner wird. Januar ist für mich der Monat der Vorfreude auf ein neues Gartenjahr.
Alle Jahre wieder: Im Winter ist Zeit, um ein neues Gartenjahr zu planen
So geht das nun schon zehn Jahre. Da werden Gartenbücher und -magazine gewälzt, um sich neues Wissen anzueignen. Gartenkataloge werden durchgeblättert oder Social-Media-Kanäle zur Inspiration durchgescrollt, und es werden angeregte Gespräche mit Gartenfreundinnen geführt. Auch der Veranstaltungskalender wird schon nach neuen Gartenevents sondiert, die man gemeinsam besuchen und von denen man neue Schätze nach Hause bringen kann.
Oft wurde im Sommer auf einer abendlichen Gartenrunde mit meinem Mann (mit einem Weinglas in der Hand) ein neuer Keim nicht nur pflanzlicher Natur in die gemeinsame Gedankenwelt rund um den Garten gepflanzt: Ein neuer grüner Sichtschutz, eine eigene Sauna, eine Erweiterung des Küchengartens vielleicht … im Winter gilt es, die richtige Grundlage dafür zu schaffen, um den Traum im Sommer in vollen Zügen genießen zu können.
Inspiration, wo man auch hinschaut
Vielleicht haben Sie im letzten Jahr eine besondere neue Pflanze bei einem Spaziergang oder bei Freunden im Garten entdeckt und sich gedacht, diese Schönheit muss ich auch unbedingt in meinem Garten haben. Mir passiert das ständig. Der Cornus “Venus” ist zum Beispiel so ein Exemplar. Leider habe ich in meinem Garten keinen geeigneten Ort, an dem diese schöne Solitärpflanze zur Geltung kommen könnte.
Oft hat mein Garten, ob aufgrund der Bodenbeschaffenheit oder der Lage, auch nicht die richtigen Bedingungen, in denen diese besagte neue Lieblingspflanze gedeihen kann. Dann muss ich mich bedauerlicherweise von diesem Vorhaben verabschieden.
Glücklicherweise währt die Schwere des Abschieds bei mir nie lange, denn eine neue Gartenidee wartet schon darauf, dass ich sie zum Leben erwecke.
Ein Garten ist immer im Wandel – es gibt immer etwas zu planen
So hat unsere ursprüngliche Bauwüste in den letzten 10 Jahren allmählich Gestalt angenommen: Zunächst haben wir Hecken gepflanzt, Trockenmauern errichtet und zwei Terrassen angelegt. In den darauffolgenden Jahren kamen immer neue Bereiche, wie eine Lese- und eine Liegeecke hinzu, die je nach Tageszeit zum Lieblingsort werden.
Erst die Möbel und Accessoires machen diese neu geschaffenen Bereiche zu liebgewonnenen Lieblingsplätzen, an denen wir gerne ausspannen, Luft holen und das Hier und Jetzt genießen. Auch hierfür lassen wir uns durch Kataloge, Magazine und im Internet inspirieren, um uns in der schönsten Zeit des Jahres mit schönen Dingen, die der Seele gut tun, zu umgeben.
Im Garten der Vier Jahreszeiten – Vorfreude das ganze Jahr hindurch
Im Januar findet man mich in meinen Schreibpausen am Fenster. Hier “scanne” ich bei einer Tasse Tee den gesamten Garten und insbesondere mein Staudenbeet. Ich lasse meinen Garten im Winter vor meinem geistigen Auge eine komplette Saison durchblühen. Zu dominant gewordene Stauden “markiere” ich mir gedanklich, um sie im Frühjahr zu teilen und Platz für Neues zu schaffen. In diesen Augenblicken merke ich ganz besonders, wie der Tatendrang in mir wächst.
Während ich so ins Beet schaue, begeistern mich die allerersten Blüten des neuen Jahres: Besucher werden von einem Winterschneeball begrüßt, dessen Blüte im Januar seinen Höhepunkt hat und einen zarten Duft verströmt. An diesen Wundern der Natur kann ich mich nicht genug erfreuen. Oder die Christrosen: Ihre weißen Blüten sind kleine Kunstwerke und leuchten regelrecht zwischen den strukturgebenden Buchsbaumkugeln und Stauden hervor. Bald werden sie im Frühjahr den Staffelstab an die Lenzrosen im Beet und an die Kamelien übergeben. Mein Scanner-Blick sagt mir jetzt schon, dass ich noch mehr Christ- und Lenzrosen pflanzen sollte.
Kleinere Arbeiten im neuen Gartenjahr stillen den ersten Tatendrang
Zum Glück gibt es im Januar doch die eine oder andere kleine Arbeit im Garten zu erledigen. So lässt sich der erste Tatendrang im Zaum halten.
- Vogelhäuser und Nistkästen wollen gereinigt werden, um Krankheiten vorzubeugen.
- Unsere gefiederten Gartenfreunde brauchen in dieser Jahreszeit ausreichend Futter.
- Der eine oder andere Sturm könnte dem Winterschutz an Pflanzen und Kübeln zu Leibe gerückt sein. Daher lieber einmal kontrollieren, ob die Pflanzen noch gut geschützt sind.
- An frostfreien Tagen den Winterschnitt an den Obstgehölzbäumen vornehmen: ältere Bäume verjüngen und auslichten, bei jüngeren Bäumen erfolgt der Erziehungsschnitt.
- Auch im Winter brauchen immergrüne Kübelpflanzen Wasser und sollten an frostfreien Tagen gegossen werden.
Der Garten im Winter: Väterchen Frost zaubert kleine Kunstwerke aus Eis
Die Natur versetzt mich immer wieder und zu jeder Jahreszeit ins Staunen. Auch wenn ich ein Nordlicht bin, bin ich überhaupt kein Kind des Winters. Doch die kleinen Eis-Kunstwerke in meinem Winter-Garten lassen auch mich nicht kalt. Besonders auf den vertrockneten Blütenständen meiner Stauden, die ich für Tiere und Insekten über den Winter stehen gelassen habe, weiß mich der Raureif nach einer kalten, sternenklaren Winternacht besonders zu entzücken. Ob in den Gräsern, den Blütenständen von Sonnenhut, Rudbeckia und Kugeldistel oder auf den Buchsbaumkugeln – die Eiskristalle zaubern ein einzigartiges Naturschauspiel.
“Raureif ist die Mozartmusik des Winters, gespielt bei atemloser Stille der Natur.“ (Karl Foerster)
Zarte Vorboten im Garten wecken im Winter Vorfreude auf den Frühling
Und dann kommt endlich der Moment, auf den ich mich schon so lange gefreut habe: der erste Gang durch das Staudenbeet. Warum ich ihn so liebe? Weil ich beim Zurückschneiden der vertrockneten Blütenstände und Stauden-Überreste schon neues Leben hervorblitzen sehe. Weil der stete Wandel im Garten offensichtlich wird. Dann nämlich, wenn Stauden sich selbst aussäen und durch das Beet wandern. Eine Dynamik, die mich Jahr für Jahr fasziniert.
Auch lässt das Ergebnis meiner herbstlichen Pflanzaktion – als ich Tulpen und Allium in Hülle und Fülle gesetzt habe – nicht mehr lange auf sich warten. Dann, wenn der Garten langsam erwacht und die ersten Frühjahrsblüher durch die Erde brechen. Spätestens jetzt wird es deutlich: Die warme und schöne Jahreszeit steht vor der Tür.
Sie sehen, die Vorfreude auf das neue Gartenjahr hat mich jetzt im Winter fest im Griff. Wie sieht es bei Ihnen aus? Sind Sie auch schon auf der Suche nach Inspiration für Ihren neuen Lieblingsplatz? Dann schauen Sie doch bei unseren Neuheiten vorbei.
Ein Beitrag unserer Gastautorin Helen Kuckling. Zweisprachig aufgewachsen, mit einem ausgeprägten Faible für Gärten und Großbritannien, berichtet sie für uns regelmäßig aus ihrem eigenen grünen Paradies im Norden Deutschlands.